TumorDiagnostik & Therapie 2024; 45(06): 365-369
DOI: 10.1055/a-2254-0016
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Schwerpunkt

Melanomscreening

Alina M. Müller
,
Elisabeth V. Gössinger
,
Alexander A. Navarini
,
Anne-Katharina Sonntag
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Die Inzidenz von Melanomen ist in den letzten Jahrzehnten stark angestiegen, während die Mortalität niedrig geblieben ist [1]. Dies hat weltweit zu Diskussionen über mögliche Ursachen geführt. Als wahrscheinlichste Ursache wird von einigen Autoren eine Überdiagnose aufgrund einer niedrigeren Hemmschwelle für Biopsien/Exzisionen pigmentierter Läsionen und die Einstufung morphologischer Veränderungen als Melanom angesehen [1]. Dieser Artikel gibt einen Überblick über die Situation, die Empfehlungen sowie die Rolle von Technologie und künstlicher Intelligenz.

Kernaussagen
  • Das Melanom ist weltweit eine der häufigsten Krebsarten mit hoher Letalität. Die Prognose ist jedoch umso besser, je kleiner das Melanom bei der Erstdiagnose ist.

  • Evaluationen von Hautkrebsfrüherkennungsprogrammen zeigen zwar eine Zunahme der Inzidenz in der Erkennung von Hautkrebs und insbesondere von dünnen Melanomen, jedoch bisher keine Evidenz für eine Abnahme der Mortalität.

  • Auf der Basis der derzeitigen Studienlage ist es daher nicht möglich, ein Hautkrebsscreening für die asymptomatische Allgemeinbevölkerung zu empfehlen oder davon abzuraten. Empfohlen wird das Screening für alle Personen mit erhöhtem Risiko (siehe „Für welche Patienten kann ein Screening dennoch empfohlen werden?“).

  • Neue bildgebende Verfahren wie die 3D-Ganzkörperfotografie mit zusätzlicher computerbasierter, KI-gestützter Risikobewertung digitaler dermatoskopischer Aufnahmen haben bei Integration in klinische Entscheidungsprozesse (als „Augmented Intelligence“, AI) eindeutig das Potenzial, das Hautkrebsscreening zu verbessern. Insbesondere bei Hochrisiko- und Melanompatienten bieten sie in Kombination mit menschlicher Expertise einen effektiveren und umfassenderen Ansatz zur Erkennung und Überwachung von Hautkrebs.

  • Randomisierte kontrollierte Studien müssen zeigen, inwieweit diese vielversprechende Technik auch für andere Populationen geeignet ist.



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Article published online:
02 August 2024

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